Florian Hacke

„Nichts darf man mehr!!1“

Ob bei Facebook oder im echten Leben, bei Maischberger oder bei Lanz, auf der Straße von Wildfremden oder bei Familienfesten mit Verwandten – tagtäglich wird es in die Kommentarspalten gehackt, laut beklagt oder sich verschwörerisch zugeraunt: „Nichts darf man mehr!!1“. Aber Halt! Ist das wirklich so? Darf man jetzt gar nichts mehr? Die schockierende Wahrheit lautet: Doch. Wenn du nicht gerade hetzt, verleumdest oder den Holocaust leugnest, darfst du per Gesetz fast alles. Geh auf die Straße und verbrenne die neue Fassung von Pippi Langstrumpf, denn „Der heißt nicht Südseekönig!!1“, bade in den letzten Beständen Zigeunersoße, du darfst es. Aber muss man es auch machen, nur weil man es darf? Die simple Antwort: Nein. Und während einige deswegen (mal wieder) den Untergang des Abendlandes prophezeien, hält nicht nur Florian das schlicht für eine Frage der Empathie. Das darf Satire nämlich auch.

Ohne erhobenen Zeigefinger, aber mit viel düsterem Humor bohrt er in den Wunden des Kleinbürgertums, entlarvt rechte Empörung genauso wie linke Beißreflexe und tritt den Zukunftsverweigerern verbal und mit Anlauf ins Gesicht. Noch nie war so viel sagbar wie heute. Aber die Welt ist mittlerweile einfach zu komplex für den behäbigen Altherrenhumor von Vorgestern. Es lebe die Grauzone! Make Ambivalenz great again! Und wer sich mal wieder wie ein Kleinkind im Supermarkt so richtig auf den Boden schmeißen will, weil man nichts mehr darf, der bekommt hier eine sehr, sehr feste Umarmung. Hier werden alle Generationen versöhnt und liebgewonnene Privilegien gemeinsam so betrauert, als ob sie jemals wirklich verdient gewesen wären.

Ein Atemkurs für Wutbürger*innen (sic!) und alle, die es nie werden wollen. Generell gegen Verallgemeinerungen, aber ganz eindeutig für die Ambiguität¹. Denn damit gewinnt man nicht nur beim Galgenraten.

¹ Das bedeutet Mehrdeutigkeit. Aber Sie wussten das.

Hacke schlägt drauf, zynisch, bissig, raffiniert (...) Ein kritischer, inhaltlich wie formal wuchtiger Auftritt, für den es verdiente Bravo-Rufe hagelte

Saarbrücker Zeitung

Er ist originell, gesellschaftskritisch und er spielt fantastisch

Jurybegründung St. Ingberter Pfanne 2019